Schwul, na und?
homo.net Info vom 6. Dezember 2018
von Webmaster Jan
Es klingt wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Dieses Wochenende wird auf dem CDU Parteitag ein Nachfolger für Angela Merkel als Parteivorsitzende gewählt. Die 1001 Delegierten haben diesmal tatsächlich eine echte Wahl. Gleich drei Kandidaten haben Aussichten auf Erfolg.
Verheiratet sind sie alle drei. Das gehört sich wohl in einer Christlichen Partei so. Aber über die Ehe haben sie ziemlich unterschiedliche Meinungen.
Friedrich Merz machte immer wieder Stimmung gegen die rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben. Der „Bunten“ vertraute Merz einst an, was ihm zu Berlins damaligem Regierenden Bürgermeister, Klaus Wowereit, in den Sinn kam: „Solange er sich mir nicht nähert, ist mir das egal!“
Bei einer Rede vor Tausenden CDU-Fans in Oberhausen versicherte er Bierzelt tauglich, er habe nichts gegen die Homo-Ehe - „solange ich da nicht mitmachen muss“.
Annegret Kramp-Karrenbauer wandte sich in einem Interview mit der Saarbrücker Zeitung gegen eine Gleichstellung eingetragener Lebenspartnerschaften mit der Ehe. Sie begründete dies damit, dass bei einer Definition der Ehe als „eine auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft“ Forderungen nach einer „Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen“ nicht ausgeschlossen werden könnten.
Politiker der SPD, der Grünen und der Linken unterstellten AKK, sie habe Homosexualität mit Polygamie und Inzest verglichen. Auch ihr schwuler Parteigenosse, Jens Spahn, attackiert sie. Er fühle sich persönlich verletzt. „Ich habe meinen Mann im Dezember geheiratet. Wenn nun unsere Ehe in einem Atemzug mit Inzest oder Polygamie genannt wird, trifft mich das persönlich“, sagte Spahn.
Als Jens Spahn mit 21 Jahren Abgeordneter wurde, drohten ihm innerparteiliche Gegner mit öffentlichem Outing. Da hat Jens sich mit seiner Familie in die Küche gesetzt und wohl das erste Mal so richtig offen darüber gesprochen, dass er Schwul ist.
Aber seit Wowereit und Beck hat sich vieles verändert. Damals wurde bei jeder Erwähnung dieser Politiker darauf hingewiesen, dass sie offen schwul seien. Im laufenden Wahlkampf um den Parteivorsitz wurde Jens Spahns sexuelle Orientierung fast gar nicht mehr erwähnt. So normal ist es inzwischen in Deutschland, dass Männer miteinander verheiratet sind. Das ist doch ein echter Fortschritt.
Die 1001 Delegierten sollten bei ihrer Wahl am Wochenende bedenken: Wollen sie wirklich einen Parteivorsitzenden, der bei Schwulen regelmäßig nur Angst hat, angegriffelt zu werden; eine Parteivorsitzende der bei Schwulen Polygamie und Inzest einfallen. Die Alternative ist ein Mann der mit einem Mann verheiratet ist. Tolle Aussichten, wenn der Spahn dann zum Staatsbesuch nach Russland, in den Nahen Osten oder nach Afrika fährt. Mit Gatte natürlich.
Gespannt,
Jan
Webmaster
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